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Drahtkörper

Daniela Hoeslis Drahtobjekte schweben im Raum. Unsichtbar werden sie von einem kleinen Motor oder vom Wind zu einer Drehung oder ungeregelten Bewegung angestossen und dabei von einem Scheinwerfer oder natürlichem Licht beleuchtet. Im Zusammenspiel von Schatten, Objekt und Bewegung entstehen Installationen zwischen Fragilität und Stabilität, zwischen scheinbarer Leichtigkeit und faktischer Schwere, zwischen Transparenz und materieller Präsenz. Installationen, die die vielfältigen Formen der belebten und unbelebten Natur aufgreifen: Blüten, Tropfen, Insektenbauten –

Die Arbeiten sind das Resultat langjähriger künstlerischer Forschung im Bereich des Textilhandwerks, die Hoesli seit 2018 auf die Metallgestaltung überträgt. Die Drahtstricktechnik entwickelte die Künstlerin während eines künstlerischen Austauschs mit einer Freundin. Zuvor befasste sie sich mit der Kombination von Pflanzlichem und Textilem bei ihren Magnolienblättern, die sie im steten Austausch mit den natürlichen Spuren des Verfalls oder Insektenfrasses zusammennähte, flickte, umhäkelte, bestickte und bemalte.

In ihren Drahtobjekten erkundet die Künstlerin nun die Möglichkeit, ineinandergreifende und zusammengesetzte halbdurchscheinende Raumflächen unterschiedlicher Form und Grösse entstehen zu lassen. Wo liegen die Grenzen des Materials bei dieser spezifischen Verarbeitung? Welche Formen sind möglich?

Hoesli arbeitet mit geglühten Stahl- und Kupferdrähten verschiedener Stärke, Farbigkeit und Oberflächenbeschaffenheit, die sie, je nach gewünschter Maschengrösse, um Rundstäbe unterschiedlichen Durchmessers wickelt und die entstehenden Schlaufen einzeln ineinanderschiebt.

Die Objekte entwickeln sich Reihe für Reihe organisch und bewusst ungeplant. Jede Rundung und Ausbuchtung der Raumflächen entsteht durch den Strickprozess, nicht durch nachträgliches Biegen oder Ziehen. Eine einzelne zusätzliche Masche wird damit zum Ursprung für eine Auswölbung, eine Irritation, an der das betrachtende Auge hängen bleibt. Dann aber findet sich in dieser Irritation ein unwiderstehlicher Reiz und die Asymmetrie wird zum besonderen Merkmal des Gegenstandes. 

Die Bewegung der Objekte erlaubt von einem Standpunkt aus den Blick auf das Ganze. Ergänzt wird dies durch den Schattenwurf an Wand oder Boden, der das materiale Objekt wie eine Spiegelung noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive vorführt, teilweise deutlich umrissen, teilweise unscharf. So erlaubt er etwa zugleich hindurch und von unten hineinzusehen. Es ist ein Spiel von Licht und Schatten, von innen und aussen und dies auch noch in einem weiteren Sinne: Bei einer Reihe von Objekten ist man geradezu aufgefordert, zu erkunden, ob und wie innen und aussen zusammenhängen. Einmal befindet sich im Inneren ein weiteres, von der Aussenhaut getrenntes und frei bewegliches Element, ein anderes Mal stülpt sich die Aussenfläche nach innen und bildet dort einen nur scheinbar unabhängigen Körper.

Leitmotivisch taucht auch in diesen Installationen Hoeslis Interesse für die synoptische Darstellung auf, die sich besonders eindrücklich schon in ihren wissenschaftlichen Illustrationen zeigt. Gerade die „Gesamtschau offenbart das Wesen der Dinge“, so ist die Künstlerin überzeugt.

Text: Dr. Elisabeth Gamer, Kunsthistorikerin